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Gegen Erkenntnistheorie
(für Erkenntnispraxis)
Donnerstag, 13. März 2008
Stellt Dir mal vor...
Du hast einen absoluten Lieblingsphilosophen oder -schriftsteller. Einen Menschen, der Dich immer wieder mit genialen Beobachtungen erstaunt, und sowohl Herz als auch Verstand in Dir anspricht. Einen Menschen, der Deine Leidenschaft weckt, und der Deinen Glauben an die "kindischen" Träume des Menschseins wieder stärkt. Einen Menschen, der die Prioritäten so radikal seinem Gewissen und seinem Glauben an etwas Höherem unterstellt, und dies auch vorlebt, dass er schon wieder gefährlich ist.
Stell Dir also vor, Du hast einen Menschen, der Dich fasziniert, und dessen Bücher Du, auch wenn Du gewiß nicht jedem Punkt zustimmen kannst, mit Dankbarkeit in den Händen hälst, weil da etwas ganz Kostbares drin enthalten ist.

Füge nun folgendes in Deiner Vorstellung hinzu:
Du liest seine Biographie und stellst plötzlich fest, dass er in späteren Jahren eine relativ enge Bezugsperson hatte, die da heißt, sagen wir, Anne Müller. Mit diesem Namen aber sind zwei äußerst bemerkenswerte Fügungen des Schicksals in Deinem Leben verbunden: Der Vorname entspricht dem Vornamen der ersten Frau in Deinem Leben, und der Nachname entspricht dem Nachnamen der zweiten Frau in Deinem Leben. Mehr Frauen gab und gibt es bisher nicht in Deinem Leben. Beide traten in engen Zusammenhang miteinander in Dein Leben wie durch göttliche Weisung. Beide entstammen den unterschiedlichsten, fernsten Ecken auf dem Globus. Beide sind mal bei Deinen Eltern zur Untermiete eingezogen und beide waren, jeweils in etwas unterschiedlicher Weise, Dir voll und ganz gewidmet. Die erste verliebte sich so in Dich, wie sie es vorher selbst noch nicht gekannt hatte; die zweite vielleicht etwas weniger, aber sie hätte Dich auch geheiratet. Beide sind beste Freundinnen - waren es praktisch schon, als Du sie kennenlerntest - und heute wohnen sie sogar zusammen.

Doch damit nicht genug.
Stellt Dir weiterhin vor, dass Du Dich seit einiger Zeit ein bißchen um eine ältere Dame in der Nachbarschaft kümmerst. Bis vor kurzem hatte sie noch direkt unter Dir gewohnt und hatte Dir immer gute alte deutsche Hausmannskost gekocht, Rouladen, etc. Sie ist ziemlich einsam und mußte vor einigen Jahren den Verlust ihres Sohnes und ihres Mannes hinnehmen, und so pflegst Du ein bißchen lockeren Smalltalkkontakt mit ihr und bringst ihr ab und zu mal eine der schweren Mineralwasserpackungen vom Supermarkt mit. Kurz vor letztem Weihnachten bittet sie Dich nun, sie zur Post zu begleiten, weil sie dort ein Paket für ihre Schwester aufgeben will. Du bejahst dies, schlägst aber vor, dass Du das auch ganz allein machen kannst, dass sei Dir, ehrlich gesagt, lieber. Ihr wohl auch, und so gehst Du zu ihr hin, um das Paket abzuholen. Dort angekommen drückt sie es Dir in die Hand, dazu ein Zettel, auf dem die Anschrift notiert ist. Du liest: Anne Müller. Und dann gehst Du zur Post und schickst ein Paket an eine Anne Müller...

Und dann fragst Du Dich mal wieder, was das alles zu bedeuten hat. Ob Du deine Ex jetzt vielleicht beide heiraten sollst - was nicht wirklich möglich wäre -, und wie das alles mit Deinem Lieblingsphilosophen zusammenhängt. Sollst Du vielleicht jetzt philosophischer Schriftsteller werden?

Und dann schreibst Du diesen bemerkenswerten Ausschnitt aus Deinem Leben einfach mal in Deinen Blog, und schaust, ob Dir andere was dazu sagen können...

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