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Gegen Erkenntnistheorie
(für Erkenntnispraxis)
Mittwoch, 3. Oktober 2007
Zum Tag der deutschen Einheit
fällt mir vor allem das ein:

Dass ich hier schon lange mal über Ernst Jünger schreiben wollte, meinen Lieblingsdenker. Da ich aber auch heute irgendwie nicht die Ruhe dazu habe, inhaltlich angemessen auf ihn einzugehen, bleibt es erstmal nur bei dem Bekenntnis, dass ich ihm eine sehr tiefe Wertschätzung entgegen bringe - und der Ankündigung, dass Ihr hier gewiß noch etwas über ihn lesen werdet.

Er ist doch wohl jedem bekannt??!!

Kategorie: Bericht - normales Leben
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Ähhh, nö. Habe nun seine Bibliographie im BBKL nachgelesen, aber ist bis jetzt an mir vorüber gegangen. Ich hatte nicht das Gefühl, das ich etwas verpasst hätte. Tue ich ihm Unrecht?

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Du solltest es auf jeden Fall auf einen Versuch ankommen lassen. Meine Empfehlungen:

1. Das Abenteuerliche Herz
(vorliegend in einer "1.Fassung" und einer "2.Fassung", die aber sehr, sehr unterschiedlich sind; man sollte sie der Reihenfolge nach lesen)

2. Auf den Marmorklippen
(Das Widerstandsbuch, entstanden unter der Terrorherrschaft des "Dritten Reiches". Sehr beeindruckend, vor allem sein Mut, so etwas zu publizieren. Auch sehr verblüffend, dass so eine Publikation damals mögllich war. Es ist von einer Schönheit, die mich weinen ließ.)

Mein Lieblingszitat aus dem "Abenteuerlichen Herz", passend zu mir und meinem Blog:

O du stählernste Schlange der Erkenntnis - du, die wir verzaubern müssen, wenn du uns nicht erwürgen sollst!

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Mit "auf den Marmorklippen" hats bei mir Klick gemacht. Allerdings habe ich es nicht gelesen, sondern nur darüber. Schon länger her. Interpretationen sind ja umstritten.

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Hm...
Ernst Jünger gehörte doch zu den Autoren, die auch im Dritten Reich gelesen wurden und vor allen Dingen gelesen werde durften. Daher bin ich Ernst Jünger gegenüber eher skeptisch eingestellt. Er gehörte schließlich auch zu den völkisch-national-konservativen Autoren, die eben jene Ideologie mitkreierten, die dann ab 1933 zum Pflichtprogramm wurde. Allerdings muss ich gestehen, dass ich noch nichts von ihm gelesen habe (belehre mich also gerne eines Besseren!).

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Die Belehrung und eine kritische Stellungnahme ist in Arbeit...
Sehr aufschlußreich ist schonmal der Wikipedia Eintrag über Ernst Jünger.
Man liest dort z.B.:
"Die internationale Verbreitung des Autors ist enorm und von der in Deutschland virulenten Fixierung auf die politische Publizistik Jüngers wenig beeindruckt; schon die Frühschriften des Autors fanden Übersetzungen in zahlreiche Sprachen."
Man fixiert sich in unserem Land zu hysterisch auf alles, was auch nur im entferntesten und rein oberflächlich mit Faschismus in Verbindung zu bringen ist. Hysterie verhindert aber eine tiefe Auseinandersetzung. Das ist schade; wir bräuchten mehr davon. Ernst Jüngers Schriften könnten hier einen sehr wertvollen Beitrag leisten.

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Ähhh, pardon. "Im entferntesten und rein oberflächlich mit Faschismus in Verbindung zu bringen ist", ist wohl etwas untertrieben. Eine Ernst-Jünger-Debatte ist zwingend mit dem Thema Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen. Bloss weil etwas vor dem WWII erschienen und übersetzt wurde, heisst das noch lange nicht, dass es in keinster Weise mit der politischen Ideologie während des Dritten Reiches verbunden ist. (Siehe zum Beispiel: Francis Galton).

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Jetzt scheint es auf einmal, als ob Du doch mehr Kenntnisse diesbezüglich hast, so dass Du sogar schreibst: "Eine Ernst-Jünger-Debatte ist zwingend mit dem Thema Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen".
Doch was meinst Du genau damit?
Wir müssen jetzt sehr aufpassen, dass wir nicht aneinander vorbei reden - nicht, dass wir uns über dieses Thema noch zerstreiten!
Vorsorglich möchte ich mal meine Grundposition zum Faschismus klarstellen: Faschismus ist die Bejahung des Bösen. Und dies ist nicht meine Richtung.
Dass die Faschisten Jünger mißbrauchen konnten, sagt aber erstmal noch gar nichts. Sie haben ja auch das Sonnenrad aus dem Hinduismus mißbraucht.
"In Verbindung bringen" kann man die Dinge mit unterschiedlichster moralischer Konnotation.
Welche Art diese Verbindung ist; dies ist das Entscheidende.
Ernst Jünger ist leicht angreifbar, weil er den Lebensweg eines "Kriegers" lebte. Natürlich drückt sich das auch in seinem Denken aus. Doch war er meiner Überzeugung nach durch und durch ein "moralischer Krieger". So halte ich z.B. seine Selbstdarstellung in seinem Buch "In Stahlgewittern" für sehr glaubhaft. Einmal geriet er z.B. in einen Streit mit einem anderen deutschen Soldaten, der verletzte Kriegsgefangene einfach aus dem fahrenden Laster werfen wollte. Auch im Krieg gibt es klare moralische Regeln; das gesunde Herz weiß um diese auch ohne eine Genfer Konvention. Ernst Jünger war mit einem solchen ausgestattet. Die Nazis haben diese hohe Moral natürlich mit Leichtigkeit übersehen. Sie ließen sich von seinem Mut anstecken, aber nicht von seiner Moral.
Aber wenn man von einem guten Krieger das gute Herz abzieht - dann bleibt eben ein Faschist übrig.
Wir "Post-Faschismus-Geschädigten" übersehen dieses Bild des "moralischen Kriegers" häufig aus einem anderen Grunde; es ist von oberflächlicher Moral blockiert, das Denken zuckt unter Alarmglocken zusammen. Vielleicht ist es nicht so ein großer Verlust. Trotzdem ist es schade.

Übrigens offenbart sich bei der Lektüre von "Auf den Marmorklippen" auch klar, dass sich Jünger von der Gewalt als Mittel, um Konflikte zu lösen, klar losgesagt hatte. Man sollte Ernst Jünger in seiner Gesamtheit betrachten. Doch selbst vor diesem Buch könnte ich ihn nicht klar der Gegenposition dazu zuschreiben; sein freiwilliges Ziehen in den ersten Weltkrieg ist für mich viel mehr Ausdruck seiner Suche nach "etwas Tieferen" (er spricht von "Läuterung", siehe "Das Abenteuerliche Herz. 1. Fassung"). Im Zuge dessen war er auch bereit, sich mit tödlicher Gefahr zu konfrontieren.

Da wir nun hierüber in eine Diskussion geraten sind, empfehle ich jetzt nochmal ganz entschieden "Auf den Marmorklippen" auch wirklich zu lesen. Es ist wirklich sehr beeindruckend. Ganz bestimmt keine Zeitverschwendung. (Du kannst ja dann parallel darüber bloggen!)

Mein "...im entferntesten und rein oberflächlich mit Faschismus in Verbindung zu bringen..." war gar nicht so sehr auf Ernst Jünger bezogen, sondern zuallererst eine Aussage über die Hysterie in diesem Land hier. Diese Hysterie führt wie gesagt zu Oberflächlichkeit. Gerade ist ja diese Eva Herman in den Schlagzeilen... um ehrlich zu sein: Ich bin echt schadenfroh! Das ist die Quittung für diese Oberflächlichkeit - die ein Verbrechen ist!!! Ich kotz echt immer richtig ab, wenn ich diese langweiligen Erinnerungs- und Gedächtnisparolen hierzulande höre. Das ist das Super-All-Heilmittel gegen das Böse? "Erinnern" - oder wie?? In den dreizehn Jahren meiner Schulzeit wurde vom Thema Faschismus aus ein einziges Mal ein Abstecher in die Psychologie gemacht! Und auch das nur sehr, sehr verhalten und kurz, etwa zwei Schulstunden lang.
Die Menschheit - und "die Deutschen" eventuell etwas mehr als andere - müsste sich meiner Meinung nach nach dieser Katastrophe in völliger psychologisch wissenschaftlicher Selbstzerknirschung befinden. Dass sie sich stattdessen mit politisch-ideologischen Theorien aufhält, das Ganze z.B. als gesetzmäßige Folge des Kapitalismus' darstellt - das ist mir so fremd, dass ich das Gefühl habe, auf dem falschen Planeten zu sein...
Solange die Gesellschaft ihre Kinder nicht mit äußerster Konsequenz dahin erzieht, selbstsichere, ich-starke Persönlichkeiten zu werden, frei von Angst und völlig unberührbar für jeden Gruppenzwang, solange hat sie in meinen Augen aus dieser Katastrophe das Wichtigste noch nicht gelernt. Siehe hierzu übrigens auch die These, die ich in dem Text aus dem "Hermetischen Café" gefunden habe:
Cliquen als Hort protofaschistoiden Verhaltens
Der Soziologe, der diese These aufgestellt hat, muss ein seltener Fall von gesundem Menschenverstand sein.
Werde ich so etwas in Zukunft nicht öfter begegnen, werde ich mich vor lauter Frust wahrscheinlich irgendwann dieser Eva Herman anschließen - nur um zu sehen, wie sich alle aufregen. Ich kann ja schonmal einen Link setzen: huuuuu.... Ach ja: Ich distanziere mich ausdrücklich von allem, was böse ist.

Doch komme ich mal wieder runter... zurück zur Ästhetik, zur Kunst, zur Schönheit - und zur Wahrheit...
ein Zitat von Ernst Jünger:

Nichts ist wirklich, und doch ist alles Ausdruck der Wirklichkeit.

Ernst Jünger ist in meinen Augen zuallererst Esoteriker und Philosoph. Es schwingt so viel Wahrheit in ihm mit, dass man sich gut überlegen sollte, ob man auf all das verzichten will, nur weil man z.B. seine kriegerische Denkweise nicht leiden kann.

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ein notwendiger Nachtrag betreffs Eva Hermann: Ich habe mich vorschnell auf "Informationen" verlassen, ohne sie in irgend einer Weise zu prüfen - wie dumm von mir... Jeden Eindruck, dass ich sie in die rechte Ecke stelle, möchte ich hiermit zurückrufen, sofern das oben überhaupt deutlich wurde.
Die Fakten, auf die ich mich jetzt verlasse, ist der konkrete Wortlaut ihrer Äußerung vom 6.September 07:

"Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch eine Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauffolgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde.
Mit den 68er wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt - das wurde abgeschafft."

siehe: www.zdf.de

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Tja, habe mich seit dem Eintrag, als ich ihn nicht einordnen konnte, in Sekundärliteratur etwas schlauer gemacht. Ehrlich gesagt, landen bei mir die "Marmorklippen" auf Platz 728 der zulesenden Bücher. Da gibts ganz anderes, was mich mehr interessiert zur Zeit. Deshalb kann ich mich nicht wirklich tiefer in der Diskussion hier über diesen Autoren engagieren.

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